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ERP-Interview mit *um: digitale Assistenten und künstliche Intelligenz (KI)

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ERP-Interview mit *um: digitale Assistenten und künstliche Intelligenz (KI)

Matthias Weber, hat mit The unbelievable Machine Company ein Interview zum Thema „digitale Assistenten und künstliche Intelligenz (KI)“ durchgeführt. Das EAS-Interview liefert spannende Einblicke in die Vision zukünftiger Softwaregenerationen.

5 Fragen an *um zum Thema digitale Assistenten und künstliche Intelligenz (KI)

1. Assistenz-Systeme helfen bei der täglichen Arbeit und führen durch Programme. Wie wichtig werden alternative Eingabemethoden wie Gesten und Sprache?

Die Mensch-Maschine-Schnittstelle hat sich im Verlauf der Digitalisierung kontinuierlich verändert, auch wenn wir derzeit das Gefühl haben, dass wir schon seit Anbeginn dieser Zeitrechnung auf hochglanzpolierte Smartphone-Displays schauen. Gesten und Sprache sind da nur der nächste logische Schritt, in der Tat aber mit dem Potenzial zur Revolution. Sprache und Gestik haben enorme Vorteile für die Anwendung von digitalen Applikationen und Services. Sie sind von der „Hand befreit“ (hands-free computing), was in zahlreichen Einsatzfeldern und für unterschiedlichste Nutzergruppen – man denke nur an das Thema Barrierefreiheit – enorme Vorteile bietet. Beim Autofahren, unter der Dusche, bei der Arbeit in Industrie-Anlagen oder im OP-Saal, in grundsätzlich jedem Arbeits- und privatem Nutzungskontext, bei dem unsere Hände Besseres zu tun haben, sind die Alternativen Gestik- und Sprac h-Interface nicht Nische, sondern perspektivisch die Regel. Stand heute entwickeln sich intelligente Sprach-Interfaces, sogenannte Virtual Private Assistants (VPAs) oder auch Chatbots, rasanter als gestengesteuerte Systeme und bergen enormes Potenzial. Es ist absehbar, dass wir in naher Zukunft den Großteil unserer Interaktion mit der digitalen Welt per Sprache und im Dialog mit immer intelligenteren Systemen führen.

2. War Microsoft ® mit Karl Klammer seiner Zeit voraus? Woran ist die damalige Implementierung aus Ihrer Sicht gescheitert?

Karl Klammer hat die Nutzer genervt und das war sein Todesurteil. Die Idee war grundsätzlich gut. Bei der bis heute unbegreiflich großen Anzahl an Funktionen, Knöpfen und daraus resultierend teils grausigen Usability von Microsoft Office eine kontextuelle Hilfefunktion anzubieten, war und ist mehr als sinnvoll. Leider war die Umsetzung aber bei weitem nicht ausgereift, obwohl zu der Zeit sicherlich technologisch „leading edge“. Karl Klammer wurde regelbasiert entwickelt, hat sich regelbasiert verhalten und hat jeden einzelnen Nutzer bei seinem individuellem Vorhaben mit dieser Regelhaftigkeit regelmäßig nicht helfen können. Klingt im besten Fall nach Samuel Beckett, im passenderen nach Bürokratie. Die Darstellung als Klammer passt da ins Bild. Das Genervt sein auch.

3. Welchen Nutzen sehen Sie in der Verwendung von künstlicher Intelligenz (KI) in kaufmännischer Software?

Digitale Assistenten und Künstliche Intelligenz (KI) sind ein großes Innovations- und Forschungsgebiet und damit auch ein großer Begriff, der häufig fehlverstanden und -interpretiert wird. „Im Allgemeinen bezeichnet künstliche Intelligenz oder KI den Versuch, eine menschenähnliche Intelligenz nachzubilden, d. h., einen Computer zu bauen oder so zu programmieren, dass er eigenständig Probleme bearbeiten kann“ (Wikipedia). Relevante Stichworte sind sicherlich „Versuch“, „menschenähnlich“ und „eigenständig Probleme bearbeiten“. Stand heute stehen wir de facto immer noch am Anfang der Entwicklung, intelligente Systeme zu entwickeln, die mehr oder minder autark und intelligent Entscheidungen fällen. Aber wir machen enorme, teils exponentielle Fortschritte und natürlich können schon heute KI-Systeme und -Lösungen den Menschen bei einer Vielzahl an Arbeiten unterstützen – bei der Aufbereitung und Analyse von Daten, verborgenen Mustern und Phänomenen, bei der Entscheidungsfindung, im Rahmen von (Prozess-)Automatisierung. Dafür stehen eine Vielzahl an Verfahren, Technologien und Tools zur Verfügung – von Predictive Analytics & Machine Learning, über hochskalierbare verteilte Speicher- und Compute-Lösungen (z.B. Hadoop) bis hin zu sogenannten Cognitive Computing Systemen wie bspw. IBM Watson. Gerade die letztgenannten Systemen versprechen einen hohen Mehrwert in den Bereichen Business Intelligence, Customer Relationship Management oder Enterprise Ressource Management.

4. Welche Rolle spielt Big Data in Bezug auf Assistenz-Systeme und KI?

Daten sind tatsächlich das Öl, der Treibstoff von Künstlicher Intelligenz und somit auch von Assistenz-Systemen – ob diese nun Watson, Alexa, Siri oder in Zukunft Karl Klammer 8.0 heißen -, die im Kern eine Künstliche Intelligenz beherbergen. Fast alle Verfahren der KI benötigen im wahrsten Sinne des Wortes ein Training, um auf ihr zukünftiges Einsatzgebiet vorbereitet und optimiert zu werden. Ein Training mit Daten, Daten und noch mehr Daten. Daher ist es auch nicht überraschend, dass die führenden Köpfe der KI-Forschung enge Bande zu Google, Microsoft, Amazon, Facebook & Co haben bzw. in der Mehrzahl direkt für diese Unternehmen forschen und arbeiten. Die teils bahnbrechenden und wegweisenden Entwicklungen, die wir aktuell erleben – man denke nur an selbstfahrende Autos – basieren auf drei Säulen: Big Data, Big Compute-Power und Algorithmen. Ein ganz interessanter Aspekt – aktuelle Assistenzsysteme wie bspw. Siri oder Alexa lernen kontinuierlich dazu, dadurch dass viele Menschen regelmäßig mit ihnen kommunizieren. Der Mensch generiert neue Trainingsdaten für die KI und dient dieser als Datenquelle. Die KI wiederum gewinnt nach und nach an Qualität bzw. an „Intelligenz“ dazu und kann somit dem Menschen besser dienen. Ob das ein Kreislauf oder eher ein Wettlauf ist bleibt abzuwarten.

5. Wird es irgendwann noch Menschen geben, die eine kaufmännische Software benutzen, oder kommunizieren Kunden künftig direkt mit dem System und das Programm handelt autonom?

Es gibt seit Anbeginn der Forschung im Bereich Künstlicher Intelligenz zwei konkurrierende Strömungen, IA („Intelligence Augmentation“) versus AGI („artificial general intelligence“). IA geht davon aus, dass es keine dem Menschen ebenbürtige künstliche Intelligenz auf lange Sicht geben wird und dass wir in Forschung und Entwicklung den Fokus auf das Zusammenspiel aus menschlicher und künstlicher Intelligenz legen sollten. Die Google-Suche, kollaborative Roboter und Chatbots sind Paradebeispiele für diesen Zweig. AGI (oder auch „True AI“ genannt) hat das Ziel, eine dem Menschen in Urteilsvermögen, Entscheidungskompetenz, Lernfähigkeit und/oder Kreativität vergleichbare KI zu entwickeln. Ob, wie und wann das möglich oder nicht möglich sein wird, ist derzeit nicht abzusehen. Zur Frage: ich persönlich gehe stark davon aus, dass es in kürzester Zeit kaufmännische Systeme geben wird, mit denen die Kunden direkt kommunizieren und die direkt den Kunden bedienen und betreuen. Das Prinzip „skip the middlemen“ ist seit der Plattform-Ökonomie des Web 2.0 vor 10 Jahren erfolgreich und wird durch KI nur weiter an Fahrt und Form gewinnen. Das ist eher eine Frage von Jahren, als von Jahrzehnten. Adaptive, personalisierte, selbst-lernende und voll-automatisierte/autonome Systeme sind mit Hilfe von Daten, Rechenleistung und Algorithmen für beliebige Einsatzgebiete und Zwecke schon heute realisierbar. Wenn eine KI in ein paar Jahren unfallfrei durch die New Yorker Innenstadt fahren kann, erscheint vieles andere unserer durch-prozessierten und regelbasierten Welt trivial.

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